11er: Ein Bunker - eine Hoffnung
von Elena Kleine (11.2), 05.05.2025, 08:58 Uhr
Eine 17,3 Kilometer lange Bunkeranlage, der kalte Krieg und zahlreiche verängstigte Menschen, die nur eins wollen: Schutz. Und genau diesen Schutz sollte 1960 der Regierungsbunker im Tal der Ahr bieten. 2625 Meter lange Tunnel, die ursprünglich als Eisenbahnstrecke gedacht waren, jedoch nie fertiggestellt wurden. Und so begann das Projekt Rosengarten: Ein Bunker, der der deutschen Bundesregierung als Ausweichsitz und unterirdische Führungsanlage im Verteidigungsfall dienen sollte.
Die Stufe 11 der IGS Remagen hatte die Ehre, den besagten Tunnel Anfang April zu besichtigen. Mit der Sonne im Rücken bahnten wir uns also einen Weg durch die atemberaubenden Weinberge Ahrweilers, wobei wir noch einen kurzen Stop an dem Silberberg-Tunnel machten, der außerdem als Gedenkstätte dient.
Projekt Rosengarten
Von dem schönen Wetter hatten wir schließlich nicht mehr viel, nachdem wir in den Bunker hinein geführt wurden. Wir passierten mehrere massive Rolltore, bis wir endlich in der offiziellen Bunkeranlage angekommen waren. Diese sollte ursprünglich bis zu 3000 Personen beherbergen, wäre es zu einem Atomangriff gekommen. Geplant war ein 30 Tage langes Ausharren in dem Bunker, jedoch erfuhren wir, dass bereits 1962 klar war, dass die Anlage bei einem Atomschlag kollabieren würde und dennoch setzte man das Bauprojekt fort. Bekannt wurde dieses Wissen schließlich erst 2008.
Aber warum investiert man weiterhin Milliarden in einen Schutzbunker, der im Ernstfall keinen Schutz bieten würde? Mit dieser Frage haben wir uns im Laufe der Führung immer intensiver auseinandergesetzt und es erschien immer bizarrer, wie weitreichend die Ausstattung des Bunkers ging und wie ernst man das Projekt Rosengarten genommen hat. Es wurden sogar mehrere Testdurchläufe mit ausgewählten Personen der Regierung durchgeführt, die letztendlich bestätigten, wie fehlerhaft die ursprüngliche Idee des Bunkers war.
Die Frage nach dem Warum
Dazu kam die wiederholte Unzufriedenheit der ausgewählten Personen, die Familie, Freunde, Partner und Haustiere bei den Testdurchläufen zurücklassen mussten, wie es später auch bei einem Atomschlag hätte sein müssen. Ich empfand es als sehr nachvollziehbar, dass die Zielpersonen mit Unverständnis auf diese Regelung reagierten. Abgesehen davon versuchte man jedoch, den Aufenthalt im Bunker so angenehm wie möglich zu gestalten. Neben kreativen Aktivitäten und Unterhaltung wurden sogar Gottesdienste eingeplant, die die Menschen nicht nur bei Laune halten, sondern vor dem mentalen Verfall bewahren sollten. Während wir uns Antistrahlungsduschen, das Einzelzimmer des Präsidenten, die restlichen Schlafräume mit erstaunlich geschmacklosen Bildern an der Wand und das knallrote Sofa-Set, das die damalige Frau des Präsidenten aus deren Haus verbannt hatte, ansahen, ging mir eins jedoch immer noch nicht aus dem Kopf: Wofür das alles, wenn es am Ende sowieso nichts gebracht hätte?
Und ich kam zu einer Erkenntnis. Es geht nicht immer um das Ziel des Ganzen. In diesem Fall reichte der Weg, sprich: der Bau des Bunkers und die Umsetzung einer Idee, die zum vermeintlichen Überleben der Menschen beitrug, um ein Gefühl der Sicherheit zu schaffen. Die Wahrheit ist, für einen Atomkrieg sind wir bis heute nicht gewappnet, doch anstelle dies einfach zu akzeptieren, entschloss man sich 1960 dagegen und tat stattdessen etwas. Denn was können die Menschen mit am besten? Erschaffen. Und so erschufen wir die Illusion einer Zuflucht, um das in einer derartigen Situation wichtigste Gut des Menschen am Leben zu erhalten: die Hoffnung.